GESCHICHTE DER PERLE

Weit in die Vergangenheit zu längst vergangenen Kulturen reicht die Geschichte der Perle. Im Ägyptischen Museum in Kairo befindet sich der älteste bekannte Perlenschmuck. Auf 4300 Jahre wird das Alter der Grabbeigabe geschätzt, die einem persischen König auf seine letzte Reise mitgegeben wurde.
In allen bekannten Kulturen spielt die Perle eine mehr oder weniger große Rolle. Als Glücksbringer, als Schutz gegen Feinde, als Liebessymbol, ja sogar als Mittel zur Stärkung der Manneskraft. Cleopatra soll zwei Perlen in Wein aufgelöst und ihrem Liebhaber Mark Anton gereicht haben. Das darf freilich bezweifelt werden, denn selbst bei Verwendung einer scharfen Säurelösung würde es etwa fünf Tage dauern, bis sich eine Perle auflöst
Bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren Perlen wegen ihrer Seltenheit nur etwas für Reiche und Priviligierte. Erst 1921 gelang es dem Japaner K. Mikimoto nach jahrelangen Versuchen die erste Zuchtperle auf der Juwelenbörse in Paris anzubieten. Das war der Grundstein der japanischen Perlenzucht. Heute steht die Perle als Synonym für Japan wie Teehaus und Geisha.
Das bedeutet jedoch nicht, daß es nur in Japan Perlen gibt. Im gesamten Pazifikraum werden Perlen gezüchtet, und China und Indien haben eine jahrhunderte alte Perlentradition.
 
Der Name der Perle 
Das klassische Rom, Mittelpersien und Griechenland standen Pate für drei Bezeichnungen:

Unio = Einzigartig für besonders große und schöne Exemplare, und für "Zwiebel", bis ins 17. und 18. Jahrhundert im Englischen auch für Perle benutzt.

Parna = Anlehnung an den Namen der Muschelart und auch die Bezeichnung für "Schweineschinken", weil die hochkantig aus dem Meeresboden herausragende Muschel eine ähnliche Form besitzt.

Margarita = abgeleitet aus dem Persischen und in Griechenland auch die Bezeichnung für Perlenfischer und Perlenhandel.

Spuren dieser drei gebräuchlichen Bezeichnungen sind im deutschen zu finden. Margarita gelangt im 9. Jahrhundert ins Althochdeutsche. Hier heißt es marigreoz, mittelhochdeutsch mergrieze - Meeressandkorn. Dann tritt ein anderes, im 9. Jahrhundert entlehntes Wort an seine Stelle: perala, perla - von perula - kleine Birne, spherula - kleine Kugel. Es stammt aus dem romanischen Bereich und hat sich über ganz Europa verbreitet: lat. perla, franz. perle, engl. pearl, niederl. parel. Die ältere deutsche Form Berle, Berlein entstand durch Anlehnung an Beere. So das Zitat von Luther: "Die Weisheit ist höher zu wegen denn Berlen."

 
Entstehung
Die Entstehung einer Perle ist immer wieder ein kleines Wunder der Natur. Auch Zuchtperlen unterliegen dem gleichen langwierigen, mehrere Jahre dauernden Wachstumsprozeß wie "wild" gewachsene Naturperlen.

Die Bezeichnungen "Perle", "echte Perle" oder "Orientperle" dürfen nur Naturperlen führen. Alle anderen Perlen sind Zuchtperlen.

Die Perlenauster lebt am Meeresboden und ernährt sich von Plankton, das von der Strömung in ihr Innerstes gespült wird. Ist in diesem Plankton zufällig etwas enthalten, was die Auster nicht verdauen kann, beispielsweise ein Sandkorn, setzt sich die Auster sofort zur Wehr und isoliert diesen Fremdkörper. Um das Sandkorn wird eine Schicht Perlmutt gebildet. Der Grundstein für eine Perle ist gelegt. Im Laufe der Zeit wird immer und immer wieder eine neue Schicht Perlmutt um den Fremdkörper gelegt, bis schließlich eine Perle entstanden ist.

Eine geöffnete Auster mit ihrem kostbaren Inhalt.

Im Wesentlichen entstehen Zuchtperlen auf die gleiche Art, nur wird hier dem Zufall etwas nachgeholfen und der Auster von Menschenhand ein Fremdkörper, ein sogenannter Kern, eingesetzt.

Imitationen von Perlen (Mallorcaperlen) sind industriell aus Glas, Keramik, Muschelschalen oder Kunststoff gefertigt und besitzen eine unnatürlich glatte Oberfläche.

 
Perlenschmuck
Die wohl populärste Form von Perlenschmuck ist die Halskette. Darüber hinaus haben jedoch gerade in letzter Zeit namhafte Schmuckdesigner begonnen, Perlen zu verarbeiten. So finden sich Perlen heute in nahezu allen möglichen Schmuckstücken. Fantasievolle Anstecknadeln, Armbänder, Ohrringe oder Ringe, allein oder in Kombination mit Edelsteinen. Die Einsatzmöglichkeiten der Perle sind nahezu grenzenlos.
Bei Perlenketten wird zwischen zwei Arten unterschieden:
Die Chute Hier sind die einzelnen Perlen im Verlauf zusammengestellt. Beginnend mit der größten Perle in der Mitte reihen sich die folgenden Perlen in der Größe abnehmend zu den Enden. Die größte Perle ist meist etwa 6 - 8 mm im Durchmesser, die kleinste etwa 3 mm.
Der Choker Diese Kette besteht aus gleich großen Perlen und ist standardmäßig 36 bis 40 cm lang. Darüber hinaus sind 60 cm (Matineelänge), 70 cm (Opernlänge), 80 cm (Queenlänge) und 80 - 120 cm (Sautoirs) gängige Längen.

Dem Trageanlaß und dem Stand der Mode entsprechend werden unterschiedliche Längen bevorzugt.